Um in der Freizeit spontan mit dem Boot fahren zu können, war lange Zeit ein Bootsführerschein notwendig. Mittlerweile wurde die PS-Grenze, mit der man ein Motorboot ohne Führerschein fahren darf, angehoben. Wir erklären, welche Vorschriften maßgeblich sind.
Jeder Erwachsene darf prinzipiell führerscheinfrei Boot fahren
Einen Sportbootführerschein zu erwerben, ist für die meisten Menschen keine Option, da es zu aufwändig und zu langwierig ist. In der Regel möchte dieser Personenkreis nur im Urlaub Boot fahren oder vielleicht einmal einen spontanen Ausflug mit dem Motorboot unternehmen. In vielen anderen europäischen Ländern waren die Vorschriften hierfür deutlich entspannter als in Deutschland. Um nun die Gesetze auf EU-Ebene anzugleichen, hat der Gesetzgeber die Regeln für das Boot fahren ohne Führerschein geändert. Generell gilt nach wie vor, dass auf den See- und Binnengewässern Deutschlands nicht ohne Führerschein gefahren werden darf.
Die interessante Ausnahme hiervon ist folgende:
- Boot fahren ohne Führerschein ist möglich mit Booten, die eine Nutzleistung von 15 PS (entspricht 11,03 kW) nicht überschreiten.
- Außerdem darf man mit einer Charterbescheinigung in bestimmten Bereichen auch Schiffe und Boote mit höherer Motorleistung ohne Bootsführerschein fahren.
- Mindestalter 16 Jahre (ansonsten maximal 5 PS Nutzleistung und nur im Seebereich)
Achtung: Die Nutzleistung kann sich je nach Revier nochmals reduzieren. Generell gilt außerdem, dass man nur ein Boot fahren darf, das eine ausreichende Manövrierfähigkeit besitzt, also mit den maximal 15 PS nicht untermotorisiert ist. Überhaupt sind regionale Regeln oft sehr unterschiedlich gefasst und müssen daher beachtet werden, wenn man dort mit dem Boot fahren möchte.
Die Führerscheinfreigrenze gilt ausdrücklich für See- und Binnengewässer, nicht jedoch für internationale Gewässer. Hierzu zählen der Rhein, die Donau, der Bodensee und die Mosel, da diese Gewässer nicht nur in Deutschland fließen bzw. liegen. Außerdem sind sogenannte Landesgewässer nicht von der nationalen Binnenschifffahrtsstraßenordnung betroffen, sondern unterliegen den Regelungen des jeweiligen Bundeslandes.
Hier darf man nicht ohne Führerschein mit dem Boot fahren:
- Landesgewässer, für die eigene Regeln gelten
- Bodensee (Freigrenze bis maximal 6 PS Nutzleistung)
- Rhein (Freigrenze bis maximal 5 PS Nutzleistung)
- Teile der Spree (Berlin)
- …und andere.
Auf Nordsee und Ostsee gilt hingegen ebenfalls die 15-PS-Grenze. Auch auf der Mecklenburgischen Seenplatte darf man beispielsweise ohne Führerschein Boot fahren. Die Bestimmungen variieren nicht nur regional, sondern auch eventuell je nach Saison. Informieren Sie sich also vorher, in welchem Revier man ohne Führerschein Boot fahren darf. Mit dem sogenannten Charterschein darf man auch Boote mit einer Nutzleistung über 15 PS führerscheinfrei bewegen.
Dabei gelten jedoch folgende Einschränkungen:
- maximale Bootslänge: 15 Meter
- maximale Geschwindigkeit: 12 km/h (in stillem Wasser)
Für das Anmieten von Hausbooten ist außerdem zu beachten, dass die Zahl der Personen auf einem Motorboot auf maximal 12 begrenzt ist und eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden sollte. Beim Chartern von Motorboot, Jacht oder Hausboot wird eine theoretische und praktische Einweisung vorausgesetzt, die Steuerung und Anlegemanöver umfasst. Auch das Lesen nautischer Karten und die Erklärung von Zeichen auf Schifffahrtsstraßen gehören zur Einweisung.
Die Charterbescheinigung wird vom Vermieter des Boots ausgestellt. Sie darf erst nach einer mindestens dreistündigen Unterweisung erteilt werden, die einen theoretischen und einen praktischen Teil sowie die gründliche Bootseinweisung umfasst.
Video: Bootsführerschein – Welcher ist der richtige? SBF See, Binnen, Sportküstenschifferschein
Welches Motorboot kann ich führerscheinfrei sinnvoll nutzen?
Die sinnvolle Grenze für die Manövrierfähigkeit liegt für ein Motorboot bei etwa einer Tonne je fünf PS. Moderne Bauweisen machen es möglich, flotte und ausreichend motorisierte Schlauchboote und andere Wasserfahrzeuge ohne Sportsbootführerschein zu fahren. Außerdem eignen sich viele Boote durchaus auch für einen Bootsurlaub, da sie mit Kajüten ausgestattet sind.
Es gibt zahlreiche Boote mit einer maximalen Nutzleistung von 15 PS, die über die Klasse der Schlauchboote hinausgehen. Der Rumpf ist in der Regel aus leichtem GFK-Material gefertigt, das einen niedrigen Tiefgang gewährleistet und auch mit der maximalen Leistung von 15 PS gut zu manövrieren ist. Mit einem 15-PS-Außenbordmotor kann man also auch Kajütboote mit einer Länge von ca. vier Metern problemlos ohne Führerschein fahren.
Dies eröffnet die Möglichkeit, nicht nur einen Tagesausflug auf dem Wasser zu gestalten, sondern den Bootsurlaub in Etappen ganz ohne Bootsführerschein zu absolvieren.
Folgende Bootsklassen bieten gängige Modelle für führerscheinfreies Fahren:
- Schlauchboote bis 15 PS
- Festrumpfboote bis 15 PS aus Aluminium oder Kunststoff
- Kajütboote bis 15 PS aus GFK mit ausreichend Stauraum und Schutz vor schlechtem Wetter
Ausrüstung, die beim Boot fahren mitgeführt werden muss:
- Positionslaternen, Tagsignale, Schallsignalanlage (Hupe)
- mobiles Telekommunikationsgerät (Mobiltelefon oder Funkgerät)
- Handfeuerlöscher (auf Spezifikation im Bootszeugnis achten)
- zulassungsfreie Signalmittel
- Rettungsring, Sicherungsleine
- Rettungswesten für alle Personen
- Verbandskasten
- Bootshaken
- Paddel (2)
- Tafel oder Aufkleber mit Wasserverkehrsvorschriften
- Karten, Handbücher, Gewässerkarten und Merkblätter, insbesondere zum Verhalten in Schleusen
Welche Strafen drohen bei Verstößen gegen die rechtlichen Bestimmungen?
Wer ein Boot fahren möchte, aber trotz Führerscheinpflicht ohne Führerschein unterwegs ist (also mit Booten, die nicht unter die 15-PS-Regel fallen oder auf Gewässern, wo diese nicht führerscheinfrei bewegt werden dürfen), begeht eine Ordnungswidrigkeit. Die Polizei ahndet solche Vergehen mit empfindlichen Strafen, die beim ersten Verstoß bereits zwischen 100 und 200 Euro betragen können. Bei Wiederholungstätern steigt die Höhe der Bußgelder an. Außerdem kann eine übergreifende Führerscheinsperre verhängt werden, was mit einem lebenslangen Verbot zum Erwerb von Bootsführerschein oder Sportbootführerschein enden kann.
Bricht beim Boot fahren ohne Führerschein das Chaos aus?
Bedenken, die manche Verbände und Politiker bei der Änderung der Bestimmungen zum Boot fahren ohne Führerschein äußerten, haben sich bislang nicht bestätigt. Nach den Erfahrungen der Bootsverleiher und Charterunternehmen fahren die Bootsführer führerscheinfrei nicht besser oder schlechter als diejenigen, die einen Sportbootführerschein besitzen.
Die gründliche Einweisung und Beachtung der Wasserverkehrsregeln sind dabei natürlich obligatorisch, denn auch ohne Führerscheinpflicht gelten selbstverständlich die maßgeblichen Regeln weiterhin, so wie man auch ein führerscheinfreies Kraftfahrzeug im Straßenverkehr nicht nach Belieben über rote Ampeln bewegen darf.
Die Sorge der Verbände, dass die Zahl derjenigen, die einen Bootsführerschein machen möchten, durch die Anhebung der Nutzlastgrenze auf 15 PS zurückgehen könnte, haben sich zunächst nicht bestätigt. Tatsächlich kommen viele Nutzer, die ein führerscheinfreies Boot fahren, dadurch erst auf den Geschmack und möchten später auch größere Boote und Schiffe fahren. Man könnte also auch argumentieren, dass durch die Absenkung der Führerscheinschwelle mehr Menschen zum Bootssport finden als zuvor und sie der Nachwuchsförderung zugute kommt.
Insbesondere der wiederholt notwendige Erwerb der Charterbescheinigung kann aus Zeit- und Kostengründen dazu führen, dass man für den regelmäßigen Bootsurlaub lieber gleich einen richtigen Bootsführerschein macht. Der Deutsche Boots- und Schiffsbauverband ist mit der Entwicklung der Wassersportbranche jedenfalls sehr zufrieden, wie die Statistiken für 2018 zeigen.
Weitere Hinweise zum Boot fahren ohne Führerschein
Insbesondere wenn man sich ein eigenes Boot kaufen möchte, das man ohne Führerschein fahren darf, muss man weitere Vorschriften beachten, deren Einhaltung bei der Anmietung vom Vermieter übernommen werden. So darf man auf deutschen Schifffahrtsstraßen nur dann Boot fahren, wenn das Gefährt ein Kennzeichen besitzt. Dieses wird vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt, dem ADAC oder den Wassersportverbänden gegen Gebühr vergeben. Ausgenommen von dieser Pflicht sind Segelboote mit einer Länge von weniger als 5,50 Metern, Motorboote unter 3 PS Nutzleistung oder durch Muskelkraft angetriebene Boote.
Eine Versicherungspflicht besteht nicht, doch eine Haftpflichtversicherung empfiehlt sich auf jeden Fall (bei Vermietung in der Regel inklusive). Wer einen Bootsurlaub bucht, sollte außerdem an die üblichen Reiserücktrittsversicherungen und ggf. an eine Auslandskrankenversicherung denken.
Fazit: Boot fahren ohne Führerschein macht mit 15 PS wesentlich mehr Spaß
Die Anhebung der Nutzleistungsgrenze auf 15 PS hat das Boot fahren ohne Führerschein für viele Menschen interessant gemacht, denen es bisher zu aufwändig war, für dieses Hobby den Sportbootführerschein zu machen. In der 15 PS-Klasse gibt es sowohl sehr flotte Schlauchboote als auch Festrumpf- und Kajütenboote, mit denen längere Ausflüge und sogar ein kompletter Bootsurlaub möglich ist. Auch das Anmieten von Hausbooten ist problemlos ohne Führerschein möglich. Für Schiffe und Boote mit höherer Motorleistung muss jedoch eine Charterbescheinigung erworben werden.
Wer regelmäßig solche Boote fahren möchte, für den lohnt sich langfristig der Erwerb des Führerscheins. Wichtig ist, dass es viele regionale und grundsätzliche Ausnahmen von der Regel gibt. Auf internationalen Gewässern wie dem Bodensee oder dem Rhein gelten andere Vorschriften. Man sollte sich also immer genau informieren, wo man auch ohne Führerschein mit dem Boot fahren darf.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Brenda Carson -#01 :goodluz-#02: goodluz-#03: Zoom Team-#04: JoanneJean