„Die Kunstszene Berlins ist stets im Fluss, mit immer neuen Ausstellungen, die es zu entdecken gilt. Hier erfahrt ihr, was neu ist, welche Ausstellungen immer noch einen Besuch wert sind und welche ihr unbedingt besichtigen solltet, bevor sie zu Ende gehen. Claudia Wahjudi und Ina Hildebrandt, unsere Kunstredakteurinnen, liefern euch die besten Tipps für aktuelle Kunstausstellungen und die nicht zu verpassenden letzten Chancen.“
Inhaltsverzeichnis: Das erwartet Sie in diesem Artikel
„Fotografie Highlight: Touch – Der Europäische Monat der Fotografie (EMOP)“
Der Europäische Monat der Fotografie (EMOP) feiert seine zehnte Ausgabe am 2. März mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm, zusammengestellt von Leiterin Maren Lübbke-Tidow. Die Schau „Touch. Politiken der Berührung“ im Charlottenburger Amtssalon präsentiert Arbeiten von Berliner Fotografen, die sich mit Nähe und Abstand auseinandersetzen. Des Weiteren sind Führungen durch sechs Fotoarchive geplant, und sechs Fotoschulen zeigen unter dem Motto „Drängende Gegenwart“ ihre Werke. Insgesamt nehmen rund 100 Veranstaltungsorte am Festival teil.
„EMOP-Eröffnungstage: Der Beginn einer neuen Ära
Bei den Eröffnungsdiskussionen des EMOP im Amtssalon wird unter anderem die Rolle der Fototechnik in der Klimakrise und die Fotografie im Krieg thematisiert. Künstler wie Beate Gütschow, Tobias Zielony und Sergiy Lebedynskyy, Direktor des Museums der Kharkiv School of Photography, werden teilnehmen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist ebenfalls angekündigt und könnte bei dieser Gelegenheit klare Aussagen zum zukünftigen deutschen Foto-Institut und dessen Standort machen.
Neu: Andreas Feininger (EMOP)
Das Bröhan-Museum in Charlottenburg, das sich der Kunst des Jugendstils, Art Deco und Funktionalismus widmet, feiert sein 50-jähriges Jubiläum, das seinen Beginn in einer Gründungspräsentation in Berlin-Dahlem hatte. Zu diesem Anlass werden mehrere große Ausstellungen zu seinen Schwerpunkten präsentiert: „Art Nouveau“ über den französischen Jugendstil, „Hej rup“ als Rückblick auf den tschechischen Funktionalismus nach 1918 und ab Ende März Werke des Malers Karl Hagemeister (1848-1933). Im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie Berlin (siehe oben) werden ab 2. März zudem Fotografien von Andreas Feininger gezeigt. Feininger (1906-1999), Sohn des Malers Lyonel Feininger, gilt als einer der Vorreiter des modernen Bildjournalismus. Das Bröhan-Museum hat Aufnahmen aus dem New York der 1940er Jahre ausgewählt, wohin Feininger über Stockholm emigrierte.
Neu: Larissa Sansour/ Søren Lind
Ein Höhepunkt im Frühjahrsprogramm des Neuköllner Kindl-Zentrums ist der Film, der die talentierte israelische Sopranistin Nour Darwish in den Mittelpunkt stellt. Mit ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit, sowohl Mozart als auch arabische Musik zu interpretieren, wird sie die Kindertotenlieder von Mahler mit einem bekannten palästinensischen Volkslied verbinden. Begleitet von den beeindruckenden Filmen von Larissa Sansour und Søren Lind aus London wird dies zu einem wahrhaftigen Kunstgenuss.
Neu: Daniel Knorr – „Rinde?
v: In der Schwartzschen Villa in Steglitz präsentiert der renommierte Künstler Daniel Knorr eine faszinierende Ausstellung. Der 1968 in Bukarest geborene Künstler, der sowohl in Berlin als auch in Hongkong lebt, hinterfragt in seiner Kunst die Bedeutung von Nationalstaaten und ihren Symbolen. In der Ausstellung mit dem Titel „Rinde“ werden „empathische Räume“ geschaffen, die den Betrachtern ermöglichen, den emotionalen Umgang mit aktuellen Problemen wie Erderwärmung, Ukraine-Krieg und Automatisierung zu erforschen.
Auspacken: JAK R. MAIER, ein Nachlass
Im Bauhaus-Archiv sorgt der erhaltene Nachlass des Künstlers Jak R. Maier für eine geheimnisvolle Atmosphäre. Während das Hauptgebäude des Museums in Charlottenburg vorübergehend geschlossen ist, präsentiert das Museumsteam in seiner Filiale eine Auswahl von Maiers Werken. Durch spannende Abendveranstaltungen wird das Publikum dazu eingeladen, gemeinsam mit dem Museumsteam die Identität von Jak R. Maier, speziell des im Jahr 1933 geborenen Jakob Richard Maier, zu erkunden.
Neu: Mirae kate-hers RHEE
Mirae kate-hers RHEE präsentiert im März ihre Kunstwerke gleich an zwei verschiedenen Orten in Berlin: im Humboldt Forum und in einer Gruppenschau im Tieranatomischen Theater. Während ihrer Zeit als Stipendiatin am Museum für Asiatische Kunst hat sie für das Humboldt Forum ein faszinierendes Augmented-Reality-Spiel entwickelt. Dabei können die Besucher mit ihren Smartphones digitale Objekte für ein physisches Regal auswählen. Dieses Spiel dient als Vorbereitung für ihre eigene Ausstellung im Asiatischen Museum, die für das Jahr 2024 geplant ist. In der Veranstaltungsreihe „Späti“ besteht für das Publikum die Möglichkeit, mehr über das Spiel und Sammlungen zu erfahren und darüber zu diskutieren. Die Ausstellung im Tieranatomischen Theater thematisiert die Befreiung der Frauen von einengender Kleidung und eröffnet am 23. März.
Neu: Said Baalbaki
Said Baalbaki, ein deutsch-libanesischer Künstler, hat die Galerie Nord des Kunstvereins Tiergarten in ein faszinierendes historisch-wissenschaftliches Museum verwandelt. Seine Ausstellung erkundet die Frage, wie Kunst und Wissenschaft in der Zeit der großen kolonialen Ausgrabungen im frühen 20. Jahrhundert auf potenzielle Funde von Mohammeds mythischem Reittier „Al-Burak“ reagiert hätten. Baalbaki erschafft dabei fiktive Fundobjekte und rekonstruiert ein Skelett, das der Fantasie entspringt. Zudem präsentiert er erfundene Briefwechsel zwischen Experten aus dieser Zeit und stellt Vergleiche mit anderen mythologischen Wesen wie Einhörnern her.