Im Jahr 2023 verzeichnete Deutschland einen weiteren Anstieg des Passagierluftverkehrs, jedoch bleibt das Wachstum im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinterher. Die Passagierzahlen an deutschen Flughäfen stiegen um 20 Prozent auf 197,2 Millionen, während das Sitzplatzangebot lediglich 79 Prozent des Niveaus vor der Pandemie erreichte. Im Gegensatz dazu haben andere europäische Länder den pandemiebedingten Einbruch nahezu überwunden und erreichen 96 Prozent des Angebots von 2019. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf den Travel-Retail-Markt, der sich mit steigenden Passagierzahlen weiter erholt.
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Schwächere Entwicklung des deutschen Luftverkehrs aufgrund hoher Standortkosten
Die seit 2020 massiv gestiegenen staatlichen Standortkosten sind einer der Hauptgründe für das geringere Wachstum des Luftverkehrs in Deutschland. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind die Kosten hier deutlich höher. Die geplante erneute Erhöhung der Luftverkehrsteuer zum 1. Mai 2024 und die steigenden Luftsicherheitsgebühren im kommenden Jahr an vielen Standorten tragen dazu bei, dass sich diese Situation weiter verschärft.
Herausforderungen für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen in Deutschland
Die europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehre, die eine direkte Verbindung zwischen vielen Wirtschaftszentren ermöglichen, sind besonders von der Entwicklung betroffen. In Deutschland liegt das Angebot der Punkt-zu-Punkt-Airlines nur bei 68 Prozent des Niveaus vor der Pandemie, während es im übrigen Europa auf 115 Prozent gestiegen ist.
Der inländische Luftverkehr in Deutschland hat sich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unterdurchschnittlich entwickelt. Während an den Drehkreuzen Frankfurt und München das Angebot an Zubringerflügen aufgrund der Erholung der internationalen Langstrecken um 14 Prozent gestiegen ist, ist das Sitzplatzangebot auf dezentralen innerdeutschen Strecken, die nicht Frankfurt oder München als Start oder Ziel haben, auf nur noch 25 Prozent des Werts von 2019 gesunken. Dies ist auf den zunehmenden Einsatz digitaler Kommunikation sowie eine Verlagerung des Verkehrs auf Straße und Schiene zurückzuführen.
Passagierströme außerhalb der EU: Negative Auswirkungen auf Klimaschutz und Wettbewerb
In der Luftfahrtindustrie ist ein besorgniserregender Trend zu erkennen: Immer mehr Reisende, die nach Afrika oder Asien wollen, entscheiden sich dafür, außerhalb der EU an Drehkreuzen umzusteigen, vor allem am Persischen Golf und in der Türkei. Der Anteil dieser Umsteiger an Nicht-EU-Drehkreuzen auf Asien-Verbindungen ist von 37 Prozent im Jahr 2010 auf 56 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Diese Entwicklung hat negative Auswirkungen auf die Investitionskraft der europäischen Luftfahrt im Bereich Klimaschutz und führt zu wettbewerbsverzerrenden Belastungen.
Frankfurt führend bei Verladung von 1,869 Millionen Tonnen Luftfracht
Deutschland hat seine Spitzenposition als führender Luftfrachtstandort in Europa erfolgreich verteidigt. Frankfurt, das größte Luftfracht-Drehkreuz, hat im vergangenen Jahr beeindruckende 1,869 Millionen Tonnen Güter verladen. Dies belegt die hohe Effizienz und Leistungsfähigkeit der deutschen Luftfrachtstandorte. London-Heathrow und Amsterdam folgen auf den Plätzen. Insgesamt wurden an deutschen Flughäfen im Jahr 4,7 Millionen Tonnen Luftfracht verladen, was die starke Position Deutschlands im europäischen Luftfrachtmarkt unterstreicht.
Luftverkehr in Deutschland stagniert im Sommer 2024
Trotz einer geplanten Steigerung des Sitzplatzangebots an deutschen Flughäfen im Sommer 2024 wird die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weiterhin eine Lücke aufweisen. Das geplante Sitzplatzangebot soll auf 89 Prozent des Niveaus von 2019 steigen, während der Luftverkehr in anderen Teilen Europas voraussichtlich auf 104 Prozent des Niveaus von 2019 wachsen wird. Trotz dieser Diskrepanz gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung des Geschäfts.
Deutsche Flughäfen bieten starke Infrastruktur für den Frachttransport
Trotz der derzeitigen Schwierigkeiten bietet der deutsche Luftverkehr auch positive Aspekte. Insbesondere die deutschen Luftfrachtstandorte haben ihre führende Position in Europa beibehalten und bieten eine starke Infrastruktur für den Transport von Frachtgütern. Darüber hinaus sind die deutschen Flughäfen gut mit internationalen Langstreckenverbindungen verbunden, was sowohl für den Handel als auch für den Tourismus von großer Bedeutung ist.
Die Reduzierung der staatlichen Standortkosten ist von großer Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs zu stärken und gleichzeitig die Investitionen in den Klimaschutz voranzutreiben. Dies ermöglicht es Deutschland, seine Position im internationalen Luftverkehrsmarkt zu festigen und die positiven wirtschaftlichen und touristischen Auswirkungen voll auszuschöpfen.