Rund 600 Einwohner leben in Mölsheim, einem Ort von gerade einmal 4,6 Quadratkilometern Größe. Die Gemeinde liegt im Süden von Rheinhessen, etwa fünfzehn Kilometer sind es bis nach Worms. Dabei ist Mölsheim aber keine eigenständige Gemeinde, sondern gehört der Ortsgemeinde Monsheim an. Der Fremdenverkehr ist ein bedeutender Einnahmezweig in Mölsheim. Diese Beliebtheit hat ihren Grund in den zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken gilt sowie in den diversen Freizeitangeboten für sportlich ambitionierte Gäste.
Die Mölsheimer Fibel
Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde die Gemeinde Mölsheim im Jahr 771, als der Ort im schönen Zellertal noch Meldrisheim hieß. Dieser Zeit wurde die Entdeckung der Mölsheimer Fibel zugeordnet. Im Jahr 1930 soll ein Landwirt dieses wunderbar und reich verzierte Schmuckstück bei der Bearbeitung seines Weinberges gefunden haben – die Mölsheimer Fibel zählt heute zu den wertvollsten Schmuckstücken, die aus der Hand fränkischer Goldschmiede stammen. Weltweit ist die Mölsheimer Fibel bekannt! Zu besichtigen ist das gute Stück, welches wohl aus der Zeit der Merowinger stammt, im Hessischen Landesmuseum, welches sich in Darmstadt befindet.
Die Geschichte Mölsheims
Als Meldrisheim wurde der heutige Ort bereits 771 in den Urkunden erwähnt – dann als Milbisheim im Jahr 1237. Das einzige, was bis heute gleich geblieben ist, ist der Namensteil „-heim“. Die Bodenfunde, die hier in der Umgebung ausgegraben worden sind, reichen jedoch bis in die Neusteinzeit zurück – hier haben also schon sehr lange vor der Urkundenführung Menschen gelebt. Ein Zeichen dafür, dass diese Region etwas zu bieten hat, was das Leben hier lebenswert und schön macht.
Der Fremdenverkehr: Mölsheim als Weindorf
Schon seit vielen Jahrhunderten kennt man Mölsheim als Weindorf. Es gibt derzeit acht Vollerwerbswinzer, die mit ihren prächtigen Weingütern dafür sorgen, dass der Ort immer geschmückt und etwas Besonderes ist. Diese Weingüter laden auch zu Verkostungen und längeren Aufenthalten ein, sodass sich Besucher ein Bild von der täglichen Arbeit auf dem Weinberg machen können. So gibt es das Weingut Dürckes, welches den Gästen sogar eine Ferienwohnung bietet, oder das Weingut Klein. Hier werden vor allem ältere Rebsorten angebaut und es werden Kräuterführungen angeboten. Dazu kommen als Besonderheit geologische Wanderungen für Interessierte, wobei eine Weinverkostung mit Imbiss möglich ist. Für Übernachtungen ist des Weiteren das Weingut Roß zu empfehlen, welches mit Keller- und Weinbergsführungen wirbt. Weinproben sind hier selbstverständlich und so kann ein ganz besonderes Mitbringsel nach eigener Verkostung erworben werden. Dieses Weingut bietet zudem ein Gästehaus, welches mit vier Sternen ausgezeichnet ist. Es eignet sich demnach hervorragend für alle, die es komfortabel mögen und dennoch in die Welt der Winzer hineinschnuppern möchten. Weitere Weingüter sind das Weingut August Weiß, das Weingut Spindler-Möllinger oder das Weingut „Rebenhof Röß“. Sie alle bieten nach telefonischer Voranmeldung Führungen und Verkostungen an.
Sehenswürdigkeiten aus der Geschichte Mölsheims
Mölsheim hat für seine Besucher sehr viel zu bieten – der Fremdenverkehr lebt hier nicht allein von den zahlreichen Weingütern, die mit Verkostungen und Führungen locken! Als Wahrzeichen des Ortes gilt zum Beispiel der Napoleonturm aus dem Jahr 1774. Einst soll hier Napoleon Bonaparte einen Kaffee getrunken haben, als er die Gegend durchreiste.
Doch Mölsheim hat noch weitere dem Fremdenverkehr zuträgliche Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler zu bieten. So zum Beispiel das Grabmal aus der Gründerzeit, welches sich auf dem Friedhof befindet, oder den großen Wasserbehälter aus dem Jahre 1908. Die ehemalige Schule – ein Bau im Jugendstil mit Motiven aus der Renaissance – kann ebenso besichtigt werden wie die ehemalige Ölmühle aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Wappenstein von König Karl XII. von Schweden, das Rathaus, die alte Hofanlage an der Hauptstraße sowie die Katholische Pfarrkirche St. Ägidius können besichtigt werden und ergänzen die Tour durch die Gemeinde mit all ihren Highlights. Die alten Gebäude zeugen von der Geschichte des Ortes und bieten gemeinsam mit den sanierten Immobilien ein abwechslungsreiches Bild, welches von einer enormen Entwicklungskraft zeugt.
Der Speisetipp
Natürlich ist es auch auf den Weingütern möglich, einen kleinen Imbiss zu erhalten. Doch wer richtig gut essen gehen möchte, kehrt in das Gasthaus Klöter ein. Dieses wird auch als „Chicken Ranch“ geführt, wobei der Name Programm ist. Hier gibt es die halben Hähnchen im Teigmantel, die es sogar bis in die Empfehlungen amerikanischer Reiseführer geschafft haben. Wie genau die Hähnchen im Teigmantel hergestellt werden, wird allerdings nicht verraten – großes Betriebsgeheimnis! Wer etwas darüber erfahren möchte, sollte das Gasthaus besuchen und ein solches Hähnchen probieren – hinter das genaue Rezept wird allerdings auch dann wohl niemand kommen.
Und was können Besucher sonst noch machen?
Sicherlich ist Mölsheim kein Ort für einen mehrwöchigen Aufenthalt. Doch wer die Ruhe sucht und gleichzeitig die Nähe zur Stadt braucht – und ein wenig an der Rheinhessischen Geschichte interessiert ist – ist hier an der richtigen Adresse. Die Weingüter laden nicht nur zu Besichtigungstouren ein, sondern sind auch erste Wahl für alle Gäste, die Leib und Seele etwas Gutes tun wollen. Die Baudenkmäler können auf einer Tagestour besichtigt werden und erzählen einiges über die Geschichte des Ortes, ohne dass eine wirkliche Führung durch die Gemeinde nötig ist. Sportlich ambitionierte Gäste können sich beim Wandern oder Radfahren austoben. Die gut ausgebauten Wege führen durch die herrlichen Landschaft Rheinhessens, wobei es sowohl Wege für wenig Trainierte als auch für anspruchsvolle Radler oder Wanderer gibt. Wer es etwas bequemer mag, nutzt das Angebot zum Ausleihen der E-Bikes und radelt kräfteschonend durch die Natur.
Neue Zielgruppe für den Fremdenverkehr: Wanderer entdecken die Spuren der Jakobspilger und durchlaufen den Süden Rheinhessens. Dabei sind die malerischen kleinen Dörfer und Gemeinden zu entdecken – von Mölsheim bis nach Monsheim geht die Tour, wobei auch Wachenheim und Kriegsheim durchwandert werden können. Der Pilgerweg wurde vor Kurzem fertiggestellt, wodurch sich die Lücke zwischen Worms und Zell geschlossen hat. In den einzelnen Gemeinden, durch die der Weg führt, sind Tafeln angebracht. Diese zeigen Symbole, mit denen den Wanderern die Geschichte des betreffenden Ortes ein wenig näher gebracht werden soll. Außerdem wird Auskunft über die Pilgerstraße gegeben, die nach Santiago des Compostela führt. Dieses Pilgerzentrum gilt neben Jerusalem und Rom als das wichtigste für Fernpilger.
Sehr interessant dürften auch die Planwagenfahrten sein, die von einem erfahrenen Winzer begleitet werden und durch die Weinberge der Verbandsgemeinde Monsheim führen. Dabei bekommen die Gäste die Möglichkeit, verschiedene Weine zu probieren und sich über das Handwerk der Weinanbaukunst zu informieren. Natürlich gibt es einen Imbiss – wobei der Umfang der Leistungen im Einzelfall abgesprochen werden kann. Selbst im Winter werden solche Fahrten angeboten, diese sind dann allerdings meist kürzer gehalten und werden zur Erwärmung aller Beteiligten mit einem Glühwein garniert. Schöner kann eine Weinprobe mit gleichzeitiger Besichtigung der Region nicht sein!
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